Angst kommt vor dem Schrei
23.03.2021 bis 27.06.2021
2-Kanal Audio-Installation und digital bearbeitete Zeichnungen von Ute Friederike Jürß
Gedicht von Feridun Zaimoglu, gesprochen von F. Z. und U. F. J.
Ein Raum, ein Gedicht, zwei künstliche Figuren, zwei Situationen – zeitgleich.
Zu hören sind eine weibliche und eine männliche Stimme. Gesprochen wird in der schonungslos analytischen Sprache der Lyrik. Es ist die Sprache der Bilder, mit Worten, die provozieren.
Auf der einen Seite ist die Angst in der Stimme der Esther, gespeist aus den Erfahrungen des Krieges, der brutalen Flucht, des verlassenen Lebens, dessen Ruinen schon kaum mehr existieren. Da sind die sprechenden Erinnerungen, die nicht nachlassen, die grausamen, die sich plötzlich dazwischen schieben, die nie aufhören zu schmerzen und auch die schönen, die der Sehnsucht gehören. Dazu kommt die Ankunft im Neuen, im Jetzt, willkommen und unwillkommen an ein und demselben Ort.
Auf der anderen Seite ist eine anonyme männliche Stimme, die hetzt, selbst verhetzt ist, hasst, die die Angst anderer benutzt, sie instrumentalisiert, um die Gesellschaft zu spalten. Zu hören sind die wiederholten Begriffe aus rassistischer, mordender Vergangenheit, wach gehalten in eingebildeter Macht. Die Worte zeichnen ihre gefährlichen Spuren.
Die Zeichnungen
24 digital-fotografisch bearbeitete Zeichnungen liegen ausgebreitet im Raum. Sie waren die skizzenhafte Arbeitsgrundlage des kreativen Austauschs zwischen dem Autor und mir, unser Kommunikationswerkzeug, entstanden im Arbeitsprozess als die Lyrik das Wort bekam.
Zu Besuch im Behnhaus
Gast im Museum Behnhaus zu sein bedeutet, die Gegenwart und die Vergangenheit zusammenzubringen. Angst und ihre Instrumentalisierung sind zeitübergreifende Themen, die sich in allen Epochen wiederfinden. Dies wird in der künstlerischen Intervention Angst kommt vor dem Schrei hörbar und sichtbar. Die zukünftige Vergangenheit ist in der Gegenwartsform zu Besuch.
Angst kommt vor dem Schrei wurde gefördert durch das Schleswig-Holsteinische Ministerium für Kultur, sowie die Friedrich Bluhme und Else Jebsen Stiftung, die von Keller Stiftung und durch den Fachbereich Kultur der Hansestadt Lübeck.
Dafür ganz herzlichen Dank!
© U. F. Jürß