Max Liebermann und Hans Meid. Schwarz auf Weiß
15. September 2019 bis 05. Januar 2020
Gibt es einen Impressionismus in Schwarz und Weiß? Blickt man auf die Grafiken von Max Liebermann und Hans Meid, in denen das Sonnenlicht durch Bäume fällt und Reiter in Alleen, Menschen in Wirtshausgärten oder Badende am See in flirrendes Helldunkel taucht, wird man sagen müssen: Ja. Und doch sind beide Künstler keine Impressionisten im eigentlichen Sinne. Ihre Motive und Darstellungsmittel sind vielfältiger und ihr Werk dabei verschiedenen Traditionen verpflichtet. Liebermanns Grafik ist wie seine Malerei ohne die „Malheimat“ Holland undenkbar und Meid fand viele seiner Motive in Italien und der Welt der Oper und des Theaters.
Max Liebermann (Berlin 1847–1935 Berlin) und Hans Meid (Pforzheim 1883–1957 Ludwigsburg) in einer gemeinsamen Ausstellung mit ihren besten Grafiken zusammenzuführen, erscheint auf den ersten Blick überraschend, auf den zweiten umso lohnender. Ihre Wege haben sich mehrfach gekreuzt, in der Person von Paul Cassirer teilte Meid mit Liebermann auch den Kunsthändler und Verleger. Vor allem Cassirers Künstlerflugblätter „Kriegszeit“ sorgten dafür, dass Liebermanns und Meids Namen als zusammengehörig ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit drangen.
Im Gegensatz zu Liebermann konnte sich Meid nicht als Maler durchsetzen, bevor er mit seinem druckgrafischen Werk an die Öffentlichkeit trat. Um 1910 fand er zu einem spezifischen Stil der Radierung. Er zeichnet sich durch eine malerische Wirkung unter Verwendung der kalten Nadel aus. Mit Liebermann teilt Meid den leichten, oft sparsam eingesetzten Strich. Doch trotz Überschneidung bestimmter Sujets wie Reitern im Tiergarten, Ausflugslokalen oder Badenden sind fundamentale Unterschiede nicht zu übersehen. Liebermanns Radierungen stehen in enger Beziehung zu seiner Malerei, sind geradezu Ableitungen in einer immer stärker sich verkürzenden zeichnerischen Sprache davon. Und der „Malerei des modernen Lebens“ stand nicht nur der Realist, sondern auch der Impressionist Liebermann wesentlich näher als Meid, dessen Ikonografie einer Welt jenseits der Realität entspringt und der sich eher im expressiven Pathos des Barock, in der überschwänglichen Lebensfreude des Rokoko wie in der existenziellen Abgründigkeit der Romantik zuhause fühlte.
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