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Lyonel Feininger: Lübeck - Lüneburg

16.11.2013 bis 23.02.2014

Von einer Verbindung Lyonel Feiningers zu Lübeck wusste man lange Zeit nichts. Erst als 1986 völlig überraschend ein „Lübeck“ betiteltes Gemälde Feiningers auf dem Kunstmarkt auftauchte, und dieses für das Museum Behnhaus Drägerhaus als Leihgabe erworben werden konnte, gab es hierfür einen Beleg. Eine nähere Auseinandersetzung mit dem Gemälde und den Hintergründen seiner Entstehung erfolgte aber zunächst nicht. Erst nachdem das Bild zwischenzeitlich für eine Ansicht Lüneburgs gehalten wurde, folgte man den Spuren Feiningers in Lübeck. Im Spätsommer 1921 hatte Feininger gemeinsam mit seiner Frau Julia auf der Suche nach Orten norddeutscher Backsteingotik beide Städte besucht. Zahlreiche „Naturnotizen“ Lüneburgs sowie danach entstandene Aquarelle und Gemälde waren bekannt. Dass Feininger aber ebenso in Lübeck skizzierte und dieses Material Jahre später für Aquarelle und Gemälde nutzte, wurde erst jetzt bekannt. Anhand historischer Fotografien ließ sich nun auch nachweisen, dass unser Gemälde tatsächlich Lübeck, genauer die Schmiedestraße, zeigt.

Mit Lübecker Naturnotizen von 1921, dem 1931 entstandenen Gemälde bis hin zu einem Aquarell aus dem Jahre 1954 lässt sich Feiningers langjährige Beschäftigung mit Lübecks Stadtbild illustrieren. Für Feininger war Lübeck „Inbegriff alter norddeutscher Backsteingiebel.“ In dieser Verallgemeinerung und Verklärung liegt oft auch die Schwierigkeit einer genauen Bestimmung der verschiedenen Stadtansichten begründet. Die Ausstellung zeigt die unterschiedlichen künstlerischen Aneignungen norddeutscher Städte, wobei Feininger zwischen exakter Stadtansicht und verklärter Erinnerung an norddeutsche Backsteinarchitektur schwankte. In diesem Spannungsbogen bewegen sich die Ansichten Lübecks und Lüneburgs in Feiningers Œuvre, was bereits die Titel „Lübeck“ und Lüneburg“ einerseits und „Old Gables“, „Old World Architecture“, „Alte Häuser“ oder „Shadow of Dissolution“ andererseits aufzeigen. Da Feininger sein Lübeck-Gemälde nachweislich in Halle malte, ist auch ein Gemälde aus seiner fulminanten Halle-Serie zu sehen. Ostseemotive der Lübecker Bucht sind als weitere künstlerische Ausbeute von Feiningers Sommerreisen 1921 und 1922 zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildeter Katalog, in dem die ganze Geschichte von Feiningers Lübeck-Gemälde nachgezeichnet wird.