Johann Ludwig Lund
Der deutsch-dänische Maler Johann Ludwig Lund (Kiel 1777–1867 Kopenhagen) war nach Deutschland, Frankreich, in die Schweiz und nach Italien gereist und nahm Impulse für seine Malerei aus einem europaweiten Netzwerk auf. Das deutsch-dänische Freundschaftsjahr 2020 war der Anlass, seine Kunst zu zeigen. Denn für ein Europa offener Grenzen ist Lunds Malerei, die voller Wechselbeziehungen jenseits von Ländergrenzen steckt, höchst aktuell.
Dresden
Johann Ludwig Lund & Caspar David Friedrich
Caspar David Friedrich. Die "Kleine Gans" im Elbsandsteingebirge. Um 1826. Graphische Sammlung der Lübecker Museen, Dauerleihgabe des Landes Schleswig-Holstein
Carl Gustav Carus. Atelierfenster. 1823/1824. Museum Behnhaus Drägerhaus.
Johann Ludwig Lund. Lesender Mönch vor zugewachsener Klosterpforte. 1843. Pommersches Landesmuseum. Foto Kilian Beutel.
1796 begann Lund sein Malereistudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, die viele deutsche Künstler besuchten. Dort lernte er 1798 Caspar David Friedrich kennen. Von 1799 bis 1800 hielt sich Lund bei Friedrich in Dresden auf. Gemeinsam studierten sie mit Bleistift und Pinsel die landschaftliche Umgebung und sammelten erste Eindrücke einer erhabenen Natur.
Die entstandenen Aquarell- und Ölstudien waren Arbeitsgrundlagen für Landschaftsgemälde, die anschließend im Atelier entstanden - unter strengem Ausschluss der Natur, wie es Carl Gustav Carus Atelierfenster vorführt. Diese Landschaftsgemälde sind künstlerisch wohl durchdachte Kompositionen: Sie geben zu sehen, was in der Natur nicht unmittelbar ansichtig ist, aber vom Künstler wahrgenommen und gemalt werden kann: die vielen Manifestationen des Göttlichen, die sich in Stimmungen niederschlagen. Diese Vorgehensweise – das Studieren in der Natur und das Komponieren von Gemälden im Atelier – behielt sich Lund auch in Bildern bei, die von der italienischen und dänischen Landschaft inspiriert sind.
Rom
Johann Ludwig Lund & Friedrich Overbeck
Johann Friedrich Overbeck. Madonna vor der Mauer. 1811. Museum Behnhaus Drägerhaus
Johann Friedrich Overbeck. Die Madonna mit dem schlafenden Jesuskind im Grünen. 1842/1853. Museum Behnhaus Drägerhaus
Johann Ludwig Lund. Jungfrau Maria mit Jesuskind und Johannesknaben. 1832. Den Hirschsprungske Samling. SMK Foto 2019
Johann Friedrich Overbeck. Selbstbildnis mit Familie. 1820-1830. Museum Behnhaus Drägerhaus
Von 1802 bis 1810 und von 1816 bis 1819 lebte Lund in Rom – einem Zentrum internationalen künstlerischen Austauschs. Er hatte dort täglich Kontakt zu anderen Künstlern – auch zu Friedrich Overbeck. Dessen Malerei muss ihn fasziniert haben: Übte man an Kunstakademien das Malen an Statuen der klassischen Antike, studierte Overbeck die Kirchenfresken und Altargemälde des Mittelalters und der Renaissance. Er fand in dieser Kunst eine einfache Bildsprache, die ein Glaubensgefühl verständlich und nacherlebbar macht.
Lund ließ sich von Overbecks Malerei inspirieren, kopierte selbst alte, italienische Altargemälde und nahm die Anregungen in seine religiöse Kunst auf. Er übernahm das Gesehene aber nicht einfach, sondern fand zu einer eigenen religiösen Malerei: Er malt die Figuren ohne Heiligenschein. Seine Maria trägt sogar eine Haube, wie sie für damalige Frauen üblich war. Sie erscheint damit fast häuslich. Mit Mimik und Gestik stellt Lund eine intime, familiäre Zuneigung dar. Möglicherweise stand seine Familie Modell für dieses Bild. Seine Heiligen wirken somit nicht entrückt. Sie nähern sich einer Familie aus Lunds Gegenwart an und zeigen Gefühle, die man selbst erfahren kann.
Italien & Dänemark
Johann Ludwig Lunds Landschaftsmalerei
Johann Christian Reinhart. Naturstudie. 1822. Museum Behnhaus Drägerhaus
Johann Christian Reinhart. Blick auf die Gärten der Villa Borghese. Um 1793. Thorvaldsens Museum
Johann Martin von Rohden. Landschaft mit den Albaner Bergen (Nemisee). 1818. Museum Behnhaus Drägerhaus
Johann Ludwig Lund. Landschaft bei Frederiksdal. 1822. Kunsthalle zu Kiel.